Junge Führungskräfte machen vieles anders als ihre Vorgängergenerationen. Was und warum das so ist, erzählen Restaurantchefin Wiebke Büngen und Küchenchef Daniel Pause im Interview.
Egal, ob in der Gastronomie oder in der Hotellerie: Überall hat mehr und mehr die sogenannte „Generation Y“ das Sagen. Also jene Frauen und Männer, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden und die inzwischen Führungspositionen innehaben. Eine digital vernetzte Welt ist für sie Alltag, schließlich sind sie darin aufgewachsen.
Jetzt fragst Du Dich vielleicht, was „Generation Y“ überhaupt heißt? Das Y steht für „why“, also übersetzt „warum“. Was bedeutet: „Die Jungen“ hinterfragen traditionelle Werte und stellen Verhältnisse in der Arbeitswelt, die als selbstverständlich galten, infrage. Wir sprachen hierüber mit Wiebke Büngen (30), Chefin im Restaurant Neuemühle in Wermelskirchen und mit Daniel Pause (38), Küchenchef im Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch.
Was ist heute besser als früher?
Wiebke: Es ist alles unkomplizierter, weil man miteinander vernetzt ist. Den Dienstplan drucke ich nicht umständlich aus und verteile ihn, sondern verschicke ihn per WhatsApp an meine Mitarbeiter. Wenn sich Mitarbeiter krankmelden und ich kurzfristig Ersatz finden muss, ist die Suche über WhatsApp einfacher und effektiver, als wenn ich jemandem hinterhertelefonieren muss und ihn letztendlich nicht erreiche.
Daniel: Ja, das sehe ich auch so – heutzutage läuft die Kommunikation unkompliziert übers Smartphone. Man ist auch viel mehr als früher in der Branche miteinander in Kontakt. Das geht sogar soweit, dass die Suche nach Fachpersonal via SMS läuft. Beispielsweise kriegt man eine SMS, in der steht „Wir suchen dringend einen Sous-Chef, hast Du nicht Lust bei uns anzufangen? Kennst Du jemanden, den Du empfehlen kannst?“
Welche Traditionen habt Ihr über den Haufen geworfen?
Wiebke: Man ist nicht mehr so streng geradeaus, so nach dem Motto „Es wird getan, was ich sage“. Stattdessen redet mein Team mit, wenn zum Beispiel die Speisekarte zusammengestellt wird. Das macht ja auch Sinn, denn die Servicekräfte sind es ja, die den Kontakt mit den Gästen haben und mitbekommen, wenn etwas gut oder vielleicht auch mal schlecht war.
Daniel: Es geht lockerer zu. Und alles ist mehr auf Augenhöhe. Egal, ob man wie ich Führungskraft in einem Hotel ist oder Mitarbeiter – man tritt selbstbewusster auf, und nicht mehr eher untertänig wie in früheren Zeiten. Das hat ja auch mit dem Fachkräftemangel zu tun. Heutzutage müssen sich Arbeitgeber attraktiv gestalten, um gutes Personal anzulocken. Darum wird sogar regelrecht gebuhlt.
Und was ist sonst noch anders?
Wiebke: Es herrschen andere Umgangsformen, es ist familiärer und irgendwie auch herzlicher. Wir machen zum Beispiel regelmäßig Teamessen und sprechen dabei auch über private Dinge. Dadurch kennen wir uns alle recht gut.
Daniel: Früher gab es heftige verbale Attacken, wenn es stressig war und einem unterlief ein Fehler. Das ist heute nicht mehr so. Man geht entspannter mit Missgeschicken um und versucht zu verstehen, warum es dazu gekommen ist. Ausschimpfen gibt es jedenfalls so nicht mehr!