Dr. Caroline von Kretschmann, geschäftsführende Gesellschafterin des Europäischen Hofs in Heidelberg und Hotelière des Jahres, setzt in ihrem Fünf Sterne-Hotel auf eine empathische und werteorientierte Unternehmenskultur – und ist damit erfolgreich. Auf dem HGK-Future Day hat sie uns erzählt, was genau das heißt und warum New Leadership heute so wichtig ist, um in Zeiten von Fachkräftemangel und geänderten Marktbedingungen zukunftsfähig zu bleiben. Wir haben die wichtigsten Facts für euch mitgebracht.
Im Europäischen Hof stehen die Mitarbeitenden an erster Stelle. Erst danach kommt der Gast – und dann das Unternehmen. Das macht Caroline von Kretschmann schnell klar. „Das Team ist bei uns der Star und wir treffen keine ökonomischen Entscheidungen, die zu Lasten unserer Mitarbeitenden gehen“, erzählt die Unternehmerin, die als „Gamechanger“ jüngst auch mit dem HR-Award ausgezeichnet wurde. „Früher hieß Führung, zu planen, zu steuern, zu kontrollieren und zu optimieren. Heute sind andere Führungstypen gefragt. Der Moderator, der Mentor, der Coach, der Ausprobierer. Es geht weniger ums Vorgeben, als vielmehr ums Vorleben. ‚Walk the talk‘, ist das Motto. Wir müssen Vorbilder sein, und zwar konsequent, sonst verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit.“
Widerstand zulassen, um sich als Unternehmen weiterzuentwickeln
Dass modernes Leadership heute anders funktioniert, hat laut Caroline von Kretschmann zwei entscheidende Gründe. Zum einen beeinflussen neue Rahmenbedingungen die Arbeitswelt in der Branche: die sogenannten Megatrends New Work, Künstliche Intelligenz, Globalisierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Außerdem haben die Gen Y und Z andere Werte als ihre Vorgänger. Sie wollen Führungskräfte, die sie motivieren. Es geht darum, kollektive Intelligenz zu heben, Sinn zu stiften, Fehlerkulturen aufzubauen – und auch Widerstand zuzulassen, damit sich Unternehmen gemeinsam mit ihren Leuten weiterentwickeln können. Von Kretschmann geht so weit, dass Führung in der Lage sein muss, die Gefühle, Gedanken und Motive von Mitarbeitern wahrzunehmen. Es gehe mehr um Vertrauen als um Kontrolle, weniger um Wettbewerb und mehr um Kooperation – darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem das „Wir“ statt des „Ichs“ in den Vordergrund rücke. „Bei uns gibt es nicht den Mitarbeiter des Monats, sondern den Teamplayer des Monats.“
Menschliche Unternehmenskultur kann Sicherheit schaffen und Mitarbeitende binden
Gerade in Vuca-Zeiten und Krisen werfe vor allem eine gute Unternehmenskultur einen überlebenswichtigen Anker. Es sei wichtig, Werte zu leben, denn Werte seien Kraftquellen. „Eine menschliche Unternehmenskultur, so wie wir sie in unserem Haus praktizieren, schafft Identität, Orientierung, Sicherheit und stärkt die Mitarbeiterbindung. Bei uns bewerben sich die Mitarbeitenden eben wegen unserer Unternehmenskultur“, erzählt uns die Hotelière. Dass das Hotel Stellen für Mitarbeitende sucht und nicht Mitarbeitende für Stellen, dass es Arbeitsplätze schafft, an denen diese ihr Potenzial voll entfalten können und Freude bei der Arbeit haben, ist dabei kein leeres Marketingversprechen. Wie das Beispiel eines langjährigen Bartenders zeigt, der in den Spa wechselte, weil die Arbeit hinter der Bar nach dem Konvertieren zum Buddhismus nicht mehr zu seinen Werten passte.
Arroganz: ein No-Go!
Fehler sind im Europäischen Hof übrigens erlaubt. „Es ist nicht entscheidend, ob wir ein Spiel verlieren, sondern dass wir daraus lernen“, hält es Caroline von Kretschmann mit einem Zitat von Fußballtrainer Jürgen Klopp. Eins jedoch wird im Europäischen Hof nicht toleriert: Arroganz. Gegenüber Kollegen ebenso wenig wie im Kontakt mit dem Gast. „Bei uns wird jedem Mitarbeitenden die gleiche Wertschätzung entgegengebracht und jeder Gast wird mit demselben Respekt behandelt, egal ob Taxifahrer oder internationaler Promi.“ Auch diese innere Haltung gehört zur Unternehmenskultur des Hotels, das bis 2025 das herzlichste und persönlichste Fünf Sterne-Stadthotel Deutschlands sein will. Eine Vision, die der Betrieb vor zehn Jahren zusammen mit seinem Team erarbeitet hat und für die seitdem jeden Tag aufs Neue alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
5 Prinzipien der werteorientierten Personalführung des Europäischen Hofs:
- Modernes Führen muss motivieren und Sinn stiften
- Der neue Führungstyp ist Mentor, Coach und Moderator
- Walk the talk: Vorleben statt Vorgeben!
- Alle Mitarbeitenden erhalten die gleiche Wertschätzung und werden mit demselben Respekt behandelt, unabhängig von ihrer Position
- Vertrauen ist besser als Kontrolle
Auch interessant: https://rockthehotel.de/diese-8-tipps-helfen-gute-mitarbeiter-zu-binden/