In den letzten Jahren hat Nachhaltigkeit in der Hospitality-Branche erheblich an Bedeutung gewonnen. Mehr und mehr Betriebe erkennen, wie wichtig es ist, als Gastgeber soziale Verantwortung zu übernehmen, zumal sich die Gäste mit gutem Gewissen verwöhnen lassen möchten. Hotels und Restaurants, die in diesem Bereich kein offensichtliches Engagement zeigen, gelten schnell als nicht mehr zeitgemäß – womöglich schon vor der Buchung.
Die führende Einkaufs- und Dienstleistungskooperation HGK sieht es als ihre Aufgabe an, ihre Mitglieder in ihrem Engagement für ein nachhaltiges Handeln zu unterstützen und es zudem einfacher zu machen. Dabei spielt die interne Umsetzung für die HGK selbst eine wichtige Rolle – was möglich ist – wird gemacht. Um ihren Mitgliedern und auch der HGK das notwenige Know-how für die Integration in die eigene Unternehmenskultur und -strategie an die Hand zu geben, haben die beiden HGK-Mitarbeiter Jan Suwalski eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsmanager (TÜV) und Jens Kröpke zum Nachhaltigkeitsmanager (DHA und GreenSign) absolviert.
Im folgenden Interview erzählen beide Mitarbeiter über ihre „grünen Vorstellungen“, Motivation und Inhalte ihrer Ausbildung und wie sie die HGK-Mitglieder bzw. die HGK selbst auf ihren nachhaltigen Wegen begleiten.
Welche Motivation habt ihr gehabt, die berufsbegleitende Weiterbildung zu machen?
Jan Suwalski: Der Bereich Nachhaltigkeit ist nicht nur überaus spannend, sondern für mich auch ein Themenfeld, das in keinem Unternehmen mehr außer Acht gelassen werden darf. Ich hatte großes Interesse daran, mehr Know-how auf diesem Gebiet zu erlangen, um die HGK an sich, aber natürlich auch unsere Mitglieder auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu begleiten und zu unterstützen.
Jens Kröpke: „Nachhaltigkeit“ – was ist hiermit konkret gemeint und auf was müssen wir speziell in der Einkaufsabteilung achten? Um diese Fragen grundlegend beantworten zu können und einen nachhaltigeren Einkauf für unsere Mitglieder in der HGK zu implementieren, habe ich mich dazu entschieden, berufsbegleitend über die Deutsche Hotelakademie (DHA und GreenSign) die Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsmanager zu absolvieren.
Was waren die Inhalte eurer Weiterbildung?
Jan Suwalski: Meine Weiterbildung beim TÜV Rheinland war global ausgerichtet und nicht nur für die Hospitality-Branche gedacht. Sie bestand aus zwei Modulen: Im ersten Modul wurden die Grundlagen und der Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems auf Basis der ISO 26000 durchgesprochen. Die ISO 26000 ist ein Leitfaden für gesellschaftliche Verantwortung, Nachhaltigkeit und das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen. Im zweiten Modul ging es dann schwerpunktmäßig um die Anwendung von Methodiken, zum Beispiel zur Erstellung von Bilanzen (Ökobilanz, CO2-Fußabdruck, Wasserfußabdruck) oder wie die SDGs in das Nachhaltigkeitsmanagement integriert werden können. Außerdem beinhaltete das zweite Modul die Abschlussarbeit mit der Zertifizierung zum Nachhaltigkeitsmanager.
Jens Kröpke: Meine Weiterbildung in Form eines Fernstudienlehrganges bei der Deutschen Hotelakademie (DHA und GreenSign) beinhaltet alle grundlegenden Themenbereiche der Nachhaltigkeit. Zudem führen Auditoren, neben den Studienheften und Webinaren, durch dieses Thema und die Umsetzung in der Hospitality Branche.
Dies umfasst beispielsweise den Aufbau von Nachhaltigkeitsmanagementsystemen, die detaillierte Darstellung der drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Des Weiteren geht es um die heutigen Herausforderungen in der Gesellschaft, die Bedürfnisse am Markt und wie wir diese befriedigen können.
Wie unterstützt ihr die HGK-Mitglieder auf ihrem nachhaltigen Weg?
Jan Suwalski: Wir wollen unseren Mitgliedern den Einstieg und das Handeln im Bereich Nachhaltigkeit so einfach wie möglich machen. Das wir hierbei über das vermeidlich wichtigste Thema der nächsten Jahrzehnte sprechen, ist den meisten eigentlich schon klar. Besonders in unserer Branche, die sehr von Alltagsstress, Personalengpässen und täglichen Unabsehbarkeiten geprägt ist, fällt es natürlich nicht immer leicht, strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Wir haben zum Beispiel ein First-Move Canvas zum Ausfüllen erstellt, auf dem die ersten Schritte skizziert werden können. Zusätzlich haben wir eine Landingpage mit hilfreichen Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit veröffentlicht. Darüber hinaus veranstalten wir On- und
Offline-Events in Form von Webinaren, Workshops und Sessions. Im November findet der erste HGK-Green Starter Day statt: Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem GreenSign Institut, auf der es sich ausschließlich um nachhaltige Themen dreht. Grundsätzlich wollen wir für dieses Thema sensibilisieren, Wissen vermitteln, Sinn stiften und unseren Mitgliedern das Leben natürlich ein Stück leichter machen. Auch im Bereich des Einkaufs von nachhaltigen Produkten, hierzu mehr von meinem Kollegen Jens.
Jens Kröpke: Damit wir unsere Mitglieder durch unseren strategischen Einkauf aktiv unterstützen können, werten wir die vorhandenen Daten auf Wunsch aus, suchen Ansätze bei vergleichbaren Produkten sowie Artikeln und zeigen Alternativen sowie neue Lösungsansätze auf. Zudem führen wir gemeinsam mit Lieferanten Gespräche vor Ort und optimieren die bestehenden Sortimente. Durch Listungen neuer nachhaltiger Lieferanten legen wir einen weiteren Grundstein für eine nachhaltigere Zukunft unserer Mitgliedsbetriebe.
Durch die sorgfältige Prüfung der Produkte und deren Herstellungsprozesse können wir beispielsweise
CO2-neutral produzierte Produkte als Alternative anbieten und somit den Carbon Foodprint des jeweiligen Unternehmens reduzieren.
Welche Maßnahmen wurden bei der HGK umgesetzt?
Jan Suwalski: Seit 2021 ist der Bereich Nachhaltigkeit und die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung fester Bestandteil unser Unternehmensphilosophie. Begonnen haben wir mit der Gründung eines internen Nachhaltigkeits-Teams, da uns ziemlich schnell bewusst wurde, dass dies ein Projekt ist, für das wir eine diverse Team-Struktur brauchen. Aus nahezu jeder Abteilung sind Mitarbeitende Teil dieses Teams und bringen sich aktiv ein. Dadurch können Veränderungsprozesse besser beurteilt werden und wir haben Multiplikatoren in den einzelnen Abteilungen, die zu einer direkten Umsetzung beitragen. Das erste Teilprojekt
war eine Bestandsaufnahme aller bisherigen Prozesse innerhalb der HGK und die Einstufung auf nachhaltiges Handeln. Darauf basierend haben wir festgestellt, dass wir in einigen Punkten schon sehr nachhaltig agieren, aber es sind auch ganz profane Dinge, wie eine nicht einheitliche Mülltrennung, ans Tageslicht gekommen. Unser nächster Schritt beinhaltete, einen laufenden Maßnahmenkatalog für die HGK zu erstellen, der öffentlich in unserem Intranet abgebildet und für jeden Mitarbeitenden einsehbar ist. Darüber hinaus veröffentlichen wir unsere Ziele und umgesetzten Maßnahmen inklusive eines CO2-Fußabdrucks auch in einem Nachhaltigkeitsreport, der im jährlich erscheinenden Geschäftsbericht der HGK nachzulesen ist.
Alle Maßnahmen an dieser Stellte aufzulisten würde wahrscheinlich den Rahmen des Interviews sprengen, aber es folgen ein paar Beispiele:
- Korrekte Mülltrennung mit einem Poster zur Veranschaulichung
- Einführung eines JobRads, um den Mitarbeitenden eine CO2-arme Alternative für den Arbeitsweg anzubieten
- Verschiedene Mitarbeiteraktionen: Gemeinsames Müllsammeln im Wald, Firmenlauf B2Run, Spendenaktionen
für den guten Zweck - Durchführung einer Energieberatung
- Umstellung von diversen Verbrauchsprodukten: z. B.: Regionales Wasser, umweltfreundliches Kopierpapier und Büromaterialien
- Einführung von digitalen Thermostaten, um den Wärmeverbrauch der Heizungen zu minimieren
Welchen Stellenwert hat eine nachhaltige Ausrichtung für euch persönlich?
Jan Suwalski: Ich persönlich merke schon, dass sich intensiveres Auseinandersetzen mit nachhaltigen Themen auch auf meine Lebensweise ausgewirkt hat. Ich esse zum Beispiel viel weniger Fleisch als noch vor einigen Jahren und fahre wesentlich mehr Fahrrad. Meine Urlaubsziele werden auch eher danach ausgesucht, dass sie auch ohne Flugzeug zu erreichen sind. Das waren eher Punkte, die auf ökologische Faktoren abzielen, aber grundsätzlich versuche ich mich verantwortungsbewusster und empathischer anderen Lebewesen und der Umwelt gegenüber zu verhalten.
Jens Kröpke: Für mich ist eine nachhaltige Ausrichtung sehr wichtig, weil es keinen Planeten B für die Zukunft gibt. Wir müssen lernen, dass planetarischer Ressourcenverbrauch und unsere Umweltauswirkungen langfristige
Konsequenzen haben können. Aus diesen Gründen ist es mir ein persönliches Anliegen, unsere Mitglieder zu unterstützen und zu informieren. Im Alltag achte ich daher auf die Vermeidung von Abfällen und den nachhaltigen Einkauf von zertifizierten Produkten. Zudem reduziere ich den Ressourcenverbrauch von Wasser, Strom und Co. Insgesamt lässt sich sagen, dass eine nachhaltige Ausrichtung heute eine wichtige Rolle in den Köpfen vieler Menschen spielt, da sie eine lebensfähige und lebenswerte Zukunft für kommende Generationen sicherstellen soll.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft in Hinblick auf die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales?
Jan Suwalski: Global gesehen wünsche ich mir eine nachhaltigere Zukunft, in der die drei Säulen der Nachhaltigkeit weltweit viel mehr in Einklang gebracht werden. Meiner Meinung nach müssen gerade privilegiertere Länder wie z. B. Deutschland näher zusammenrücken, gemeinschaftlicher agieren und als Vorbild dienen. Als Opportunist denke ich schon, dass wir es schaffen können, auch unseren Enkelkindern und hoffentlich auch den Generationen danach eine lebenswerte und lebensfähige Welt zu hinterlassen.
Dafür ist es notwendig, bei allen das Bewusstsein zu schaffen, dass dies mit dem ein oder anderen Zugeständnis einher geht und nicht sehr viel Platz für Egoismus bleibt.
Jens Kröpke: Ich würde mir ein Umdenken eines jeden Individuums auf dieser Erde wünschen. Das Drei-Säulen-Modell bildet die Grundlage für eine nachhaltigere Zukunft. Wir müssen die nachhaltige Entwicklung sowie soziale, ökonomische und ökologische Aspekte berücksichtigen, um dem Brundtland-Bericht von 1987 gerecht zu werden. Der Bericht betont die Verbindung zwischen ökonomischer Entwicklung, sozialer Gerechtigkeit sowie Umweltschutz und prägte den Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“. Diese Entwicklung zielt darauf ab, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Abschließend möchte ich hervorheben, dass wir als Gesellschaft mehr bewegen könnten, wenn wir anfangen, nachhaltiger zu denken. Wir dürfen uns jedoch nicht auf unseren „Lorbeeren“ oder auf dem Erfolg anderer ausruhen, sondern müssen uns stetig selbst kontrollieren, verbessern und neue Ansätze für nachhaltigere Lösungen finden und in den Alltag integrieren. Jeder Einzelne kann etwas bewirken. Ich vertrete den Standpunkt, dass jedes Individuum, egal, wie viel jeder von uns auch leistet, einen wichtigen Bestandteil in unserer Gesellschaft darstellt. Denn wie ein Kieselstein, welcher in den Teich geworfen wird, ziehen unsere Taten und Bemühungen ihre Kreise und können am Ende große Wellen schlagen, welche etwas Großes bewirken können.
JAN SUWALSKI | KURZ VORGESTELLT
Dreijährige Ausbildung zum Hotelfachmann mit anschließender Tätigkeit im Ausbildungsbetrieb. Wechsel von der Hospitality-Branche in den Bereich des digitalen Marketings auf Agenturseite und für 5 Jahre im Automotivsektor bei einem Chemieunternehmen in der Nähe von Hamburg tätig. Seit 2018 als Projektleiter bei der HGK mit dem Schwerpunkten Onlinemarketing und Nachhaltigkeitsmanagement aktiv. Berufsbegleitende Weiterbildungen zum Online-Marketingmanager, Revenue-Manager und Nachhaltigkeitsmanager (TÜV).
JENS KRÖPKE | KURZ VORGESTELLT
Dreijährige Ausbildung zum Koch mit anschließendem Tätigkeitsbereich auf verschiedenen Posten bis hin zum Küchenchef in gastronomischen Betrieben. Von 2017 bis 2019 Weiterbildung zum staatlich geprüften Hotelbetriebswirt für die Hotellerie und Gastronomie mit Tätigkeiten als stellvertretender Betriebsleiter eines gastronomischen Saisonbetriebes. Seit Mitte 2020 bei der HGK im strategischen Einkauf mit den Schwerpunkten Analysen, Auswertungen und Optimierung für HGK-Mitglieder im F&B und Non-
Food-Bereich. Berufsbegleitende Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsmanager (DHA).
Weitere Informationen zum Einstieg in die Nachhaltigkeit findet ihr auf hgk-nachhaltigkeit.de.