Restaurant, Café, Kneipe: Viele träumen davon, sich mit einem Gastronomiebetrieb selbstständig zu machen. Doch bevor es dazu kommt, muss einiges klar geregelt sein – sonst droht später ein böses Erwachen. Renate Mitulla, Geschäftsführerin des DEHOGA Niedersachsen, gibt wichtige Tipps für Existenzgründer.
Du willst die Gastronomieszene mit einem neuen Betrieb bereichern? Das ist eine gute Idee – wenn Du ein schlüssiges Konzept hast und nicht blauäugig an die Sache herangehst. Denn um sich mit einem Restaurant, Café oder einer Kneipe selbstständig zu machen, musst Du erst einmal einige Hürden überwinden. Aber: Es ist zu schaffen.
Zündende Idee?
Am Anfang einer Existenzgründung steht natürlich die Idee. „Ist sie sehr innovativ, kann das ein großer Pluspunkt sein“, sagt Renate Mitulla. In New York etwa portioniert ein Café-Betreiber rohen Keksteig wie Eis in Waffeln oder Bechern und verkauft sie – massenweise. Wenn Du eine ähnlich zündende Idee hast und damit durchstarten willst, kläre am besten erst einmal, ob es das Konzept nicht bereits auf dem Markt gibt. Hier können auch die Betriebsberater des DEHOGA Niedersachsen helfen.
Alles ganz easy?
Auf den ersten Blick scheint alles recht einfach. Eine bestimmte Qualifikation musst Du nicht vorweisen, wenn Du einen Gastronomiebetrieb gründen möchtest. Ein gutes Führungszeugnis und regelmäßig gezahlte Steuern genügen zunächst. Wer aus der Branche kommt, hat gastronomische Vorkenntnisse und ist im Vorteil. „Aber auch bei Quereinsteigern ist die Gastronomie sehr beliebt“, sagt Renate Mitulla. Sie berichtet von einer jungen Frau, die ein Café eröffnen wollte – weil sie gerne backt. „Das allein reicht aber nicht, um eine Existenz aufzubauen und davon leben zu können“, betont Mitulla.
Alles startklar?
Manche Existenzgründer haben schon eine konkretere Vorstellung. Ihnen ist bewusst, dass einiges auf sie zukommt: Welche gesetzlichen Auflagen gilt es einzuhalten? An welche Stellen und Behörden muss ich mich wenden? Du kannst das schönste Objekt gefunden haben, das sich Deiner Meinung nach perfekt für Deine Idee eignet. Das nützt Dir aber nichts, wenn das Gebäude nicht für das Gastgewerbe zugelassen ist. So etwas muss geklärt sein, bevor Du Dich in Kosten stürzt und später Dein Traum platzt.
Alles bezahlbar?
Ganz zu Beginn steht auch die Frage der Finanzierung. Hier gibt es verschiedene Optionen. Für einen Kredit bei Deiner Hausbank brauchst Du auf jeden Fall ausreichend Eigenkapital als Sicherheit. „Eine andere Möglichkeit sind Lieferantenkredite, zum Beispiel von Brauereien“, erklärt Mitulla. „Im Gegenzug muss ein Gastronom eine bestimmte Abnahmemenge garantieren. Wichtig hier: Diese sollte sehr realistisch kalkuliert werden. Ein anderer Weg ist die Existenzgründungsförderung der verschiedenen Landesbanken, etwa die Niedersachsen-Bank. Diese bietet auch kostenfreie Beratertage an und checkt zum Beispiel den Businessplan. Ebenso bietet die KfW-Bank Förderkredite und Förderprogramme an.“
Stimmt der Umsatz?
In den DEHOGA-Geschäftsstellen gibt es eine Existenzgründungsberatung. „Dabei ist für mich erst mal wichtig zu wissen, ob der Interessent pachten oder kaufen will“, sagt Mitulla. Der DEHOGA prüft einen Pachtvertrag auf etwaige versteckte „Fallen“. Bei einem Kauf ist wichtig: Wie viel Eigenkapital hast Du? Und: Wie viel willst Du pro Monat verdienen? Möchte jemand ein bestehendes Gastronomieobjekt übernehmen, nennt er im Beratungsgespräch oft den Umsatz, den der Betrieb bisher eingenommen hat und den er auch künftig anpeilt. Entscheidend ist aber die Frage, was für ihn selbst am Ende übrig bleiben soll. „Sobald ich das weiß, kann ich ihm sagen, wie viel Umsatz er hierfür erzielen muss“, so Mitulla. Ebenso wichtig: Bist Du für Dich allein verantwortlich oder möchtest Du mit Deinem Gewerbe eine ganze Familie ernähren? Auch danach richtet sich, wie lukrativ das Objekt sein muss.
Passt der Name?
Ein Name, der Dein Gastronomiekonzept widerspiegelt, Aufmerksamkeit erzielt und sich einprägt – der ist perfekt. Aber: Du solltest immer erst prüfen, ob der Name schon beim Marken- und Patentamt angemeldet ist. „Sonst kann es teuer werden, wenn Du später Deine gesamte Marketingstrategie in die Tonne treten musst“, betont Mitulla. „Von Anwaltskosten mal ganz abgesehen.“
Gut abgesichert?
Zentrale Fragen sind auch: Wie viele Mitarbeiter brauchst Du? Und: Woher bekommst Du sie? Hast Du ein gutes Team zusammen, musst Du Deine Mitarbeiter zum Beispiel bei der Berufsgenossenschaft anmelden. Auch eine Betriebsschließungsversicherung ist wichtig. „Angenommen, ein Mitarbeiter kommt aus dem Urlaub zurück und bringt eine hochansteckende Tropenkrankheit mit. Dann muss der Betrieb über Wochen geschlossen werden – ein hoher wirtschaftlicher Schaden für jeden Gastronomen, wenn er für einen solchen Fall nicht abgesichert ist, denn die Kosten laufen ja weiter“, gibt Renate Mitulla zu bedenken. Apropos Versicherungen: Natürlich müssen auch noch Hausrat- und Haftpflichtversicherung her und auch an GEMA und GEZ muss gedacht werden. „Eine Mitgliedschaft beim DEHOGA empfiehlt sich ebenfalls, da der Verband seinen Mitgliedern zahlreiche Vorteile bietet und sie bei allen wichtigen Themen, die die Branche bewegen, tatkräftig unterstützt“, so Mitulla.
Und was ist mit den Behörden?
Ein Gewerbe anmelden – das geht schnell. Du musst aber wissen, dass danach Behörden vorbeikommen und alles auf den Prüfstand stellen. Dafür musst Du gerüstet sein. So kommen Mitarbeiter der Baubehörden, vom Brandschutz und vom Gewerbeaufsichtsamt vorbei und sehen nach, ob Du alle Auflagen erfüllst; Bestandsschutz gibt’s da nicht.
Checkliste Existenzgründung Gastronomie
Zehn wichtige Fragen, die Du Dir als Gastronom vor der Existenzgründung stellen solltest:
- Habe ich ein klares und schlüssiges Konzept?
- Wie sieht mein Businessplan für die nächsten drei bis fünf Jahre aus?
- Wer sind meine Mitbewerber?
- Wer ist meine Zielgruppe?
- Wie viele Menschen müssen von meinem Geschäft leben?
- Welche gesetzlichen Auflagen gibt es?
- Welche Versicherungen sind sinnvoll oder sogar nötig?
- Möchte ich pachten oder kaufen – und: wie finanziere ich das?
- Wo überall muss ich mich anmelden?
- Bin ich bereit, einen Großteil meiner Freizeit für die Selbstständigkeit zu opfern – und wird mir die Arbeit auch in fünf Jahren noch Spaß machen?
Weitere Infos: www.dehoga-niedersachsen.de