Wie schaffe ich es, Talente zu halten und langfristig an mein Unternehmen zu binden? Die Personalentwicklungs-Expertin Elke Schade hat uns Antworten gegeben:
Sind wir mal ganz ehrlich: Niemand will sich gerne binden lassen, weder Kunden, Gäste noch Mitarbeiter. Und dennoch gibt es sie, Mitarbeiter, die sich einem Unternehmen, einem Arbeitgeber verbunden fühlen. Doch wie erreicht man diese Verbundenheit oder Loyalität?
Gerade in unserer immer schneller werdenden Welt mit stetig neuen Optionen stehen Werte wie Vertrauen, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit, Kollegialität und Fairness stabil auf der Wunschliste der meisten – und zwar unabhängig von Alter und Generationen. Wenn ich diese Werte als Arbeitgeber lebe, dann sind die Chancen gut, dass meine Mitarbeiter freiwillig eine Bindung zu meinem Unternehmen entwickeln. Doch das gelingt nicht auf Knopfdruck, sondern nur mit einer langfristig ausgelegten Strategie.
Und hier tappen viele Hotels und Gastronomen in die „Kleinheitsfalle“: „Das brauche ich doch nicht, dazu ist mein Betrieb zu klein.“ oder „Bis jetzt ging es doch auch so.“ oder „Das habe ich alles im Kopf. Warum soll ich es aufschreiben, dazu fehlt mir die Zeit.“ Dabei kommt es gerade in kleinen Betrieben auf jeden einzelnen Mitarbeiter an. Wer also Kraft, Geld und Zeit, die sonst für ständige Mitarbeiterwechsel und Neubesetzungen nötig wären, in die Ausarbeitung einer Strategie investiert, hat schon viel gewonnen. Sich dafür Unterstützung vom Spezialisten zu holen, zeugt nicht nur von Professionalität – es rechnet sich auch!
Denn fehlt die Strategie, kann das auf lange Sicht nach hinten losgehen. Viele Mitarbeiter – insbesondere die guten – sind in den letzten Jahren erheblich wählerischer geworden. Finden sie nicht die gewünschten Bedingungen vor, handeln sie immer häufiger nach dem Motto: Kaum an Bord, schon wieder fort!
Meine nachfolgenden 8 Tipps geben Anregungen, wie sich gute Mitarbeiter langfristig binden lassen – 4 Tipps für „Sofortmaßnahmen“ und 4 Tipps für die Erarbeitung einer langfristigen Strategie:
Tipp 1
Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, was Sie brauchen, damit sie ihre Arbeit noch besser, schneller, einfacher oder leichter machen können. Oftmals sind es die kleinen Dinge. Andere Tabletts, leichtere Teller, bessere Uniformen. Und schaffen Sie eine Arbeitsumgebung, in der sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Das fängt bei sauberen Umkleideräumen an und hört bei guter Mitarbeiterverpflegung auf.
Tipp 2
Vermitteln Sie den Mitarbeitern, wie wichtig ihre Arbeit für das Gesamtergebnis ist. Zeigen Sie soziale Kompetenz und Empathie. Gerade in kleineren und mittleren Betrieben ist ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl nach dem Motto „We are family“ ein wirklicher Erfolgsfaktor. Organisieren Sie z.B. gemeinsame Erlebnisse; das kann ein Kaffeetrinken oder Pizzaessen sein oder eine regelmäßige Joggingrunde, ein Fußballspiel, Ausflug usw. Und: Feiern Sie gemeinsam ihre Erfolge!
Tipp 3
„Individuelle Führung“ ist das Zauberwort der Zukunft: Stellen Sie sich auf jeden einzelnen Mitarbeiter ein und versuchen Sie, seine Bedürfnisse, Motive und seine Stärken zu verstehen. So zeigen Sie Wertschätzung und können herausfinden, womit sie den einzelnen Mitarbeiter motivieren können. Der eine freut sich über einen Zuschuss zum Kindergarten, ein anderer über eine Weiterbildungsmöglichkeit oder über einen bestimmten freien Abend für sein Hobby. Das können Sie nur im Gespräch herausfinden.
> Bilden Sie sich selbst und Ihre Mitarbeiter zum Thema Führung weiter. Führung kann man lernen.
Tipp 4
Schaffen Sie eine „sinnstiftende“ Umgebung für Ihre Mitarbeiter: Zeigen Sie soziales Engagement und engagieren sich zusammen mit den Mitarbeitern für einen guten Zweck. Spenden Sie gemeinsam oder organisieren Sie ehrenamtliche Arbeit. Suchen Sie das Projekt gemeinsam mit den Mitarbeitern aus.
Tipp 5
Entwickeln Sie eine Personalmarketing-Strategie und stellen Sie sich den Herausforderungen, die die neuen Mitarbeitergenerationen Y und Z an alle Unternehmen stellen. Erarbeiten Sie Ihre Unternehmenskultur:
Für welchen Sinn und welche Werte steht Ihr Unternehmen?
> Wichtig ist, dass die Unternehmenskultur echt und authentisch ist und auch gelebt wird. Geben Sie leeren Floskeln keine Chance.
Tipp 6
Entwickeln Sie eine Arbeitgebermarke, ein „Employer Brand“
- Bringen Sie die Stärken Ihres Betriebes auf den Punkt
> Was machen wir anders als andere? - Arbeiten Sie heraus, was Sie von Ihren Wettbewerbern unterscheidet
> Was bieten wir? - Arbeiten Sie heraus, was den Bedürfnissen Ihrer Mitarbeiter entspricht
> Warum soll ein Mitarbeiter bei uns arbeiten?
Tipp 7
Arbeiten Sie an Ihrem Arbeitgeber-Image
- Zeigen Sie soziales Engagement
- Überdenken Sie die Arbeitszeiten
- Unterstützen Sie Weiterbildung und bieten Sie Weiterbildung an.
> fachliche und persönliche Weiterbildung
> schulen Sie sich selbst, ihre Direktoren und Abteilungsleiter zum Thema Führung (z.B. DHA Fit4Leadership) - Bieten Sie Wertschätzung und Arbeitsplatzsicherheit für Ihre Mitarbeiter
- Profilieren Sie sich als guter Ausbildungsbetrieb
- Nutzen Sie die Vorteile der Digitalisierung
Tipp 8
Werben Sie um Mitarbeiter genauso wie um Gäste!
Grundsätzlich gelten hier die gleichen Regeln:
- Mitarbeiterzielgruppen festlegen
- Bedürfnisse der Mitarbeiter kennen
- Sprache der Mitarbeiter sprechen
- Die Mitarbeiter mit den richtigen Medien ansprechen.
B. „Hier will ich arbeiten“ (Blog und Image-Kampagne) - Beschäftigen Sie sich mit Arbeitgeber-Bewertungsportalen
Jeder strategische Ansatz braucht Zeit und die ersten Schritte sind immer die schwersten. Wie bei einem kleinen Kind muss auch eine Arbeitgebermarke wachsen, sich entwickeln und viel lernen. Dann aber kann eine echte Wertegemeinschaft entstehen, die zu einer guten Mitarbeiterbindung führt und dazu, dass sich Mitarbeiter ganz selbstverständlich für ihren Arbeitgeber engagieren und so zu wirklichen Unternehmens-Botschaftern werden!
Elke Schade ist Hotelkauffrau, Hotelbetriebswirtin und Wirtschaftsmediatorin und verfügt über langjährige Erfahrung in leitenden Positionen der Konzern- und Privathotellerie. Neben den Fachthemen engagiert sie sich vor allem für die Nachwuchs- bzw. Zukunftsarbeit in der Branche sowie für wertschätzendes Personalmanagement. Elke Schade ist Vorsitzende des Fachbeirats der Deutschen Hotelakademie. Neben der hotelfachlichen Beratung sind Personalentwicklung und Coaching die Schwerpunkte ihrer Beratungstätigkeit.